Trauerkultur mit Hinz&Kunzt II oder „Das ist mein Freund“

Wie im vergangenen Jahr nehmen wir Abschied von verstorbenen Hinz&Künztlern. Zumindest von denen wir wissen. Das Leben mit der Ungewissheit gehört dazu: Für obdachlose Menschen genauso wie für die, die sie begleiten. Manch einer taucht unter, verschwindet scheinbar in diesem Leben auf Platte, geht in eine andere Stadt, kommt unter die Räder, keiner weiß wo oder wie…..Die Zerbrechlichkeit des Lebens erscheint wie durch ein Brennglas vergrößert in diesem zerbrechlichen Beziehungsgeflecht unter Obdachlosen.
Wie gut tut da ein Moment des Innehaltens und Erinnerns. „For Your Soul“ singt mit „amazing grace“ davon, dass Gottes wunderbare Gnade auch die armen Schlucker rettet. Musik, die unter die Haut geht.

Am Hinz&Kunzt Baum steht ein liebevoll-sorgfältig gestaltetes Brett mit Namen und Lebensdaten der Verstorbenen der letzten Jahre. Für 2017 kommen wieder 16 neue Namen hinzu. Laut werden sie vorgelesen, in andächtige Stille hinein und plötzlich erklingt -wie eine Antwort- auf die Namensnennung der Ruf: „das war mein Freund“! Stille. Es wird weiter gelesen, ein neuer Name und aus anderer Richtung klingt eine andere Stimme: „das war mein Freund“! Und später noch mal, eine andere Stimme. „das war mein Freund“.

Und alte befreiungstheologische Geschichten fallen mir ein aus den Bürger – und Guerillakriegen Lateinamerikas, dass in den Gottesdiensten bei den Fürbitten für verstorbene Kämpfer/politische Opfer auf die Namensnennung hin die Gemeinde ein lautes „presente“ rief, als Ausdruck der Auferstehungshoffnung, als Glaubensausdruck, dass in Gott -und unseren Gottesdiensten- eben auch die Toten „da“ sind. Präsent. „Presente!“ Nicht vergessen, sondern „da“ als Teil einer Zeit  und Raum umgreifenden Gemeinschaft. Der eine Leib Christi. Ja, so könnte ich ihn glaubend verstehen.
Und ich stell mir vor, wenn in unseren Gottesdiensten bei den Fürbitten, bei der Namensnennung von Verstorbenen, Menschen in die Gemeinde rufen würden: „das war mein Freund!“ „das war mein Nachbar!“ „das war meine Schwester“! „das war meine Mama“!

Das wäre schön! das wäre tröstlich!

Kommentare zum Beitrag

Erich Heeder Blogautorin
am 27. November 2018 um 12:27 Uhr

25.11.2018: wieder ein sehr guter Gedenktag für die verstorbenen HINZ&KÜNZTLER, da für danken wir !!
Als Erinnerung dieses VIDEO von mir,

https://youtu.be/g5p9bxPEzIg

so mit verbleibe ich,
mit einem freundlichem Gruß,
der Erich Heeder -Stadtteilkünstler – HINZ&KUNZT VERKÄUFER

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