Trauerkultur mitten im Leben I

Diese Überschrift ist eine „Tautologie“ , wie ein weißer Schimmel, einfach „doppeltgemoppelt“.
Denn Trauer gehört zum Leben dazu und Trauerkultur be- und gedenkt unserer Vergänglichkeit, auch wenn grad keiner, den ich kenne, gestorben ist und ich gar nicht traurig bin. Trauerkultur ist einüben und vorbereiten auf das, was unweigerlich kommt: das Ende des eigenen Lebens. Abschiede von lieben Menschen, allen voran Vater und Mutter. Auch und gerade dann, wenn ich mitten im Leben stehe und grad alles richtig gut läuft.
Ich bin fasziniert von der Kunst-und Mitmachaktion
„Bevor I die- Bevor ich sterbe möchte ich……“
Jeder Mensch beendet diesen Satzanfang auf seine persönliche Art und Weise. Sich schon mitten im Leben wichtigster Wünsche bewusst zu werden, anstatt am Ende zu sagen „Ach, hätte ich doch….“, das war das Anliegen der Künstlerin Candy Shang in den USA.
Nach dem Verlust eines geliebten Menschen befestigte sie an einer Hauswand eine Tafel, die mehrfach mit dem immer
gleichlautenden Satzanfang bedruckt war: „Before I die I want to…“ Daneben stellte sie eine Schale mit Schulkreide; Passanten schrieben spontan ihre Gedanken auf die Tafel.

Das Kunstprojekt ging um die Welt und mehr als 2000 „Before I die-Wände“ wurden in 35 Sprachen und über 70 Ländern errichtet und beschrieben. www.beforidie.ccity und auch facebook geben davon beredtes Zeugnis. Und ich freu mich: denn nun (Frühsommer 2017) machen auch wir in der Propstei Wandsbek-Billetal mit! An drei Orten steht die „Bevore I die Tafel“ mit Kreide und allem, was dazu gehört.
Auf einem Friedhof, an einer Kirchenwand, in einem Stadtteilhaus.
Mitten im Leben sich über Herzenswünsche klar zu werden, heißt: weniger Unerfülltes in die letzten Lebenswochen, Monate, Tage zu schieben. Lebenswünsche nicht zu letzten Wünschen werden zu lassen. Heißt, erfüllter zu sterben mit positiver Bilanz: alles, was ich erleben wollte, habe ich getan! Ein schottisches Sprichwort sagt: „Du bereust im Leben nicht, was du getan hast, sondern nur, was du nicht getan hast“ Also: was möchte ich noch, bevor ich sterbe?:
…..über mich lächeln können…….eine Schiffsreise machen……..
…meinen Mann heiraten….Jesus annehmen……Kinder bekommen…..Uromi werden….ein Evelyn Glennie-Konzert besuchen….viel reisen….Meeresbiologie studieren….mit Ina leben……

 

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