Seit der Antike gilt der Schmetterling als Symbol für die menschliche Seele, besonders für die nach dem Tode vom menschlichen Körper geschiedene Seele.
Schnell wird dann im Christentum der Schmetterling zum Symbol für die Auferstehung und seit dem 18. Jahrhundert schmückt er immer wieder auch Grabsteine.
Wie aus der Raupe die Puppe und aus der Puppe der Schmetterling entsteht und die Puppe als leerer Kokon zurückbleibt, so entsteht aus dem vergänglichen Körper neues Leben bei Gott und die Hülle bleibt zurück, wird bestattet oder kremiert. So eine durchaus gängige religiöse Vorstellung vieler Menschen hier bei uns.
Wobei die philosophische Trennung von Seele und Leib im Christentum eigentlich kritisch gesehen wird und es bei der „Auferstehung des Fleisches“ nicht um eine Teilauferstehung geht, sondern wirklich um eine völlige Neuschöpfung Gottes, die nicht an irgendetwas Diesseitiges anknüpft.
Dennoch spricht auch Paulus, der berühmte Theologe des Neues Testamentes von Verwandlung: „Siehe ich sage euch ein Geheimnis: wir werden nicht entschlafen, sondern verwandelt werden“ (1.Kor 15,51).
Das Wunder der Verwandlung, von dem Paulus spricht, ist für mich allein schon in den biologischen Vorgängen des Schmetterlingslebens ablesbar: ich staune wie aus einer pelzig-gefräßigen Raupe ein trockener Kokon, eine unscheinbare Puppe wird, um dann zu erleben, wie ein Schmetterling von ungeahnter Schönheit aus ihr schlüpft! Das mag biologisch-wissenschaftlich erklärbar sein und kommt doch einem Wunder gleich.
Das Wunder der Verwandlung: möge es doch auch für liebe Menschen gelten, die bei einer Trauerfeier im Sarg vor uns liegen!
Dabei ist es mir ziemlich egal, ob sich in der religiösen Vorstellung Seele und Leib voneinander trennen oder nicht. Für die Einen ist es der Sarg, der als Hülle, als leerer Kokon zurückbleibt, für die Anderen erfüllt der menschliche Körper die Hoffnung, dass er nichts anderes sein möge als ein Kokon, eine ausgediente Puppe, die zurückgelassen wird.
Wichtig bei beiden Vorstellungen bleibt: wir werden verwandelt! Ganz ohne unser Zutun! Auch die Raupe wird einfach verwandelt und sie weiß noch nicht mal, was ihr bevorsteht! Kann sich nicht darauf vorbereiten. Wir schon. Jedenfalls geistig-seelisch-innerlich. Heinrich Böll hat sich offensichtlich damit auseinandergesetzt, wenn er schreiben kann: „Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.“
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