Grabsteine erzählen 1.1 oder: vom Suchen und Finden eines Schatzes

Jeder Friedhof ist wie eine Schatzkiste. Doch wie entdecke ich die Schätze meines Friedhofs?
Wie liest man einen Friedhof überhaupt? Ein guter Anfang ist ein ausführlicher Spaziergang.
Es lohnt sich, mit Notizblock und Fotoapparat jedes Grabfeld, jede Ecke und jeden Winkel abzugehen!
Vielleicht entdecken Sie einen wunderschönen alten Engel, von dem sie gar nicht wussten?
Vielleicht entdecken Sie Buntes, Ungewöhnliches oder vielleicht auch einen antik-anmutenden verwitterten Grabstein, der Sie mit seiner Romantik in den Bann zieht?
Friedhöfe spiegeln das Leben! Das kann schon die erste wichtige Entdeckung sein!
Schließlich: Sterben müssen wir alle.
Jeder Mensch erlebt in seinem Leben Abschiede und Trauer. Das war früher so – das ist heute so. Wahrscheinlich trauern wir heute anders als unsere Großmütter und Großväter, auf alle Fälle gaben unsere Vorfahren ihrer Trauer eine andere Gestalt als wir das heute tun. Davon erzählen Friedhöfe. Das macht sie so spannend.
Und es lohnt sich, sich dem Friedhof mit seinem reichen Traditionsschatz an zu nähern.
Allein das Spazieren in der Natur, Vogelgezwitscher und Blumenduft, die unterschiedlichen Atmosphären je nach Jahreszeit, schon das hilft, sich der eigenen Endlichkeit an zu nähern.
Wandeln auf den Spuren derer, die uns im Leben und Glauben vorangegangen sind, das tut gut und ist tröstlich!
Viel Trostreiches lässt sich darüber hinaus auf und an den Grabsteinen entdecken: Engel und Tauben, Dürer’s betende Hände und Notenschlüssel, Sonnenaufgang und Kreuz, Bäume und Schiffe, Buchrollen und Schmetterlinge, Anker und Herzen*.
Vielleicht entdecken Sie auf „Ihrem“ Friedhof noch ganz andere spannende Dinge? Schreiben Sie mir davon!

*In lockeren Abständen werde ich hier weiter über o.g. Grabsteingestaltungen schreiben

Kommentare zum Beitrag

Stefan Stapel
am 10. Dezember 2019 um 22:22 Uhr

Liebe Frau Pastorin Erler,
liebe Leserinnen und Leser,

„mein“ Friedhof ist der Friedhof Öjendorf, weil dort Angehörige von mir bestattet sind.

Schon oft bin auf dem Friedhof Öjendorf gewesen, zur Grabpflege und zu Veranstaltungen von Frau Pastorin Erler.

Es ist jedesmal etwas Besonderes für mich.

Ich fühle mich dort meinen verstorbenen Angehörigen nahe, fast so, als sei es ihre „letzte Adresse“, an der ich sie besuchen kann.

Dabei kann ich mich meinen verstorbenen Angehörigen überall nahe fühlen, weil ich sie in der Erinnerung und im Herzen immer bei mir habe.

Auf dem Friedhof wird es aber noch realer, hier sind ihre, es heißt ja „sterblichen Überreste“ beigesetzt.

Es zeigt sich mir dort auch ein Stück weit die Grausamkeit des Abschiedes für immer.

Ein Leben erlischt, der Körper, in dem das Leben war, bleibt zurück, wird begraben oder verbrannt und dann begraben.

Diesen Menschen werde ich nie in seinem lebenden, leiblichen Körper wiedersehen.

Jeder Mensch ist ja einzigartig, wo bleiben nach dem Tod seine Gedanken und Gefühle, wo bleibt seine Stimme?

Sprechen Menschen nach ihrem Tod woanders weiter, ohne, dass wir sie im Diesseits hören können?

Eine Pastorin / ein Pastor hat aus meiner Sicht einen Beruf, in dem er ein Stück weit den Menschen den Himmel erklärt, und für ihn auch versucht, z.B. durch Gebet oder Andacht zwischen Himmel und Erde in gewisser Hinsicht zu vermitteln.

Menschen, die daran nicht glauben, könnten sogar auch darüber lachen, ich habe das erlebt.

Auch deswegen habe ich Respekt für die Arbeit von Geistlichen und dafür, wie sie zu ihrem Glauben stehen.

Ein Klempner tauscht ein defektes Rohr aus, Eine Verkäuferin dekoriert ein Schaufenster, die Ergebnisse kann man sehen.

Eine Pastorin oder ein Pastor spricht ein Gebet, hält eine Predigt oder Andacht, aber ein Ergebnis ist ja für mich jedenfalls nicht zu sehen.

Das Gesprochene kann mich erreichen, dann spüre ich etwas, es kann mich zum Denken anregen, aber wer dafür nicht empfänglich ist, den erreicht es möglicherweise nicht.

Und es gibt ja heute sogar noch Verfolgung von religiösen Menschen, sogar so viele, dass es mehrere Hilfsorganisationen gibt, die den Verfolgten zu helfen versuchen.

Ich bin deswegen froh, in einer Demokratie zu leben, in der es Religionsfreiheit gibt.

Und auch die Freiheit, keine Religion zu haben.

In einer Predigt in einer Fernsehserie sagte mal ein Pfarrer, nachdem ihm ein Engel begegnet war, Gott kenne den Menschen und liebe auch den, der nicht an ihn glaubt.

Alles Gute, viele freundliche Grüße

Stefan Stapel

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