Grabsteine erzählen 2.1 oder: von friedlichen Tauben und heiliger Geistkraft

Beim Spaziergang über einen Friedhof (egal welchen) mitten in einer (Groß)sStadt freue ich mich immer über das vielfältige Vogelgezwitscher!  Stadtfriedhöfe sind oft Rückzugsorte für Tiere, die sonst fast vom Aussterben bedroht sind. Viele Friedhöfe haben extra Naturschutzecken auf ihrem Gelände, die z.B. vom Nabu mitbetreut werden. Und  so leisten sie einen wertvollen Beitrag zu Umweltschutz und Erhaltung der Artenvielfalt!

Über jeden piependen, singenden Vogel freue ich mich und staune ebenso über die Vogelvielfalt auf den Grabsteinen! Spatzen sitzen oben drauf und illustrieren vielleicht das Kindergottesdienst-Lied: „Ein kleiner Spatz zur Erde fällt und Gott entgeht das nicht. Wenn er die Vögelein so liebt, weiß ich: er liebt auch mich!“

Manche Vögel sehen aus wie Möwen, andere scheinen Fantasievögel zu sein – jedenfalls erkenne ich sie in ihrer Art nicht. Andere sind eindeutig Tauben…..und manchmal haben sie einen (Öl)zweig im Schnabel, dann ist der biblische Bezug eindeutig: Noah schickt von der Arche eine Taube aus, um zu testen ob nach der Sintflut schon wieder Leben auf der Erde möglich ist und er die Schotten öffnen kann. Die erste Taube kommt schnell und unverrichteter Dinge wieder zurück. Die Zweite hat besagten Zweig im Schnabel und Noah weiß: aha, das Leben wächst und gedeiht wieder. Aber erst die dritte Taube kommt gar nicht mehr zurück und Noah vertraut: sie hat ihren Ort für neues Leben und Brüten gefunden und erst da verlässt er mit seiner Familie und allen anderen Tieren die Arche.

Aber noch an ganz anderer Stelle spielt die Taube in der Bibel eine große Rolle: im Neuen Testament, bei der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer öffnet sich der Himmel und der heilige Geist kommt in Form einer Taube herab, begleitet von Gottes Stimme „dies ist mein geliebter Sohn!“ Seitdem ist die Taube das christliche Symbol für den Heiligen Geist, in vielen Kirchen ist sie zu finden. (In der Bildergalerie unten ist z.B. auch ein Fenster aus der Segenskirche in Barsbüttel, meiner ehemaligen Gemeinde).

Die heilige Geistkraft verbindet uns mit Gott und untereinander! Sie stiftet Gemeinschaft! Sogar weltweit – sogar mit Menschen, die ich gar nicht persönlich kenne. Die heilige Geistkraft hält uns im Glauben zusammen. Das feiern Christen in der Taufe. Und sie glauben, dass Gott auch zu ihrem Kind  spricht: „dies ist mein geliebtes Kind!“ „Kennt auch dich und hat dich lieb“, singen wir dann (weißt du wieviel Sternlein stehen). Diese Gemeinschaft mit Gott, die umgreift Raum und Zeit! Und zu ihr gehören auch unsere Toten! Diejenigen, „die uns im Glauben vorangegangen sind“, wie es bei der  Feier des heiligen Abendmahls heißt. Auch das ist ja ein Fest, in dem Gemeinschaft gefeiert wird. Und jeder Friedhof kann uns daran erinnern: aus der Gemeinschaft mit Gott fallen wir nie heraus. Wir gehören zusammen, die Toten und wir. Dafür sorgt die heilige Geistkraft: In unseren Herzen, in unserer Erinnerung, in Gott.

„Für den Weltfriedenskongress 1949 in Paris wurde von Pablo Picasso die Silhouette einer Taube entworfen und lithographiert. Seine Tochter wurde am Abend des Kongresses geboren, er nannte sie daraufhin Paloma (spanisch für Taube).[4] 1955 erhielt er für seine Lithographie den Weltfriedenspreis.[5] Seitdem ist die Friedenstaube ein weltweites Symbol für den Frieden und die Friedensbewegung.“(Artikel  „Friedenstaube“ / Wikipedia). Auch Picassos berühmtes „Mädchen mit Taube“ wurde zum Ausdruck der weltweiten Friedenssehnsucht der Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Plakat hing dieses Bild in vielen Wohnungen der 70ger und 89ger Jahre des 20. Jahrhunderts (auch in meiner!).

Und das passt ja nun wieder zur heiligen Geistkraft der Bibel: sie bringt zu Pfingsten Völkerverständigung über alle (Sprach)Grenzen hinweg! (Apostelgeschichte 2, 1-18)

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Kommentare zum Beitrag

Elisabeth Kaiser
am 11. November 2019 um 13:02 Uhr

Die Führung „Grabsteine erzählen“ habe ich als erste mitgemacht. Sehr lehrreich! Übrigens, was die Tauben angeht, sie sollen viel schlauer sein als man denkt. Hierzu dieser Link, der leider eingegeben werden muss:
https://globalmagazin.com/themen/natur/tauben-sind-intelligenzbestien/

In diesem Jahr 2019 habe ich auf dem Öjendorfer Friedhof nach vielen Jahren wieder einen Maikäfer gefunden. Und ich habe einen Kuckuck gehört! (Auch interessante Vögel; die Jungen lernen nie ihre Eltern kennen…) Deshalb finde ich es ganz toll dass Frau Pastorin Erler diese Führungen anbietet, wo man zum einen die Natur erlebt aber auch in Gemeinschaft mit anderen Symbole auf den Grabsteinen mit ganz anderen Augen wahrnimmt.

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