Einmal Jenseits und zurück – ein Koffer für die letzte Reise I

20 Menschen aus Hamm, Horn, Billstedt und darüber hinaus haben sich auf ein spannendes Projekt eingelassen: Sie haben einen Koffer für die letzte Reise gepackt! Hineingekommen sind die Dinge, die ihnen ganz wichtig sind im Leben, an denen ihr Herz hängt.
Die Koffer wurden bei der Nacht der Kirchen in Hamburg (ndkh) am 15. September 2018 in der Horner Freiheit, ein
Stadtteilhaus, präsentiert!
2006 ludt der Bestatter Fritz Roth erstmalig Künstler und Prominente ein, ihren Koffer für die letzte Reise zu packen. Ein faszinierendes und berührendes Kaleidoskop ist damals entstanden, das zeigt, was Menschen wirklich wichtig ist und was sie sich im Leben nahe wünschen. Darüber ist ein Buch entstanden und ein Fernsehfilm und auch diese Ausstellung tourt nach wie vor durch Deutschland.
Mir und meiner Kollegin Birgit Feilcke dagegen war der Stadtteilbezug wichtig. So gingen wir „Klinkenputzen“, sprachen mit vielen Menschen, ernteten viele Absagen zum Tabuthema Tod und hatten am Ende eine bunte Vielfalt beisammen: eine Bestatterin und eine Buchhändlerin, ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiter waren dabei, eine 14jährige Schülerin und ihr Vater, 2 Haspa-Mitarbeitende und 2 Frauen aus der katholischen Nachbargemeinde. Eine Diakonin und eine Dozentin von der Krankenpflegeschule. Ein evangelischer Propst und eine Künstlerin waren dabei und alle ließen sich ein auf die Fragen des Lebens angesichts unserer Endlichkeit.
„Ein Koffer für die letzte Reise“ – ist das nicht Quatsch? Das letzte Hemd hat doch keine Taschen!
Ja, ein leerer Koffer war auch dabei mit dem Kommentar: „ich bin mit leeren Händen auf die Welt gekommen und mit leeren Händen verlasse ich sie auch wieder“.

Andere Koffer waren ganz voll! Bei einem stand im Begleittext die Vorstellung, dass man auf der letzten Schwelle ins jenseitige Reich vor einer Tür steht, für die man den passenden Schlüssel braucht. Zitat: „Der Schlüssel ist der Mensch selber. Geformt aus all seinem Erlebten, mit seinen Taten, mit seinen Sorgen und Nöten und mit seiner Freude, ist er oder sie selber der Schlüssel, der passt, um die letzte Tür aufzumachen!“
Wer mit seinem ganzen Leben, allen Erinnerungen, aller Liebe, allem Scheitern, allen Erfahrungen, Wegen und Irrwegen auf der Schwelle/vor der Tür steht, der steht ja nicht mit leeren Händen da!
Und so waren die Koffer voll mit Herzensangelegenheiten, mit den Dingen, die einem im Leben wichtig sind. Ich könnte auch sagen „heilig“ sind:
– Familie: ein Foto von den Kindern
– Genuss: eine Tafel Schokolade und eine gute Flasche Wein
– Erinnerungen: alte Fotos von Eltern, Großeltern
– Musik: CD’s und Noten, tröstliche Melodien, befreiende Rhythmen
– Trostworte für die Seele: Bücher + Lieblingsliteratur,
– helle Sternstunden des Lebens: eine Kerze,
Alle, so ganz und gar unterschiedlichen, Koffer strahlten diese Heiligkeit aus.
Andächtig und ruhig gestaltete sich die Ausstellung in dem recht profanen Veranstaltungssaal der Horner Freiheit: schweigend und konzentriert lasen die Besucher*innen die Texte, schauten die Koffer an und manchmal war auch Anfassen erlaubt.
Doch nicht nur das: vor Ort wurde ein leerer Koffer und Material gestellt, so dass auch die Besucher*innen der Ausstellung spontan ihren Koffer packen und fotografisch festhalten können.

Ein sehr gelungener Abend ging gegen 23.00 Uhr zu Ende und die Koffer auf die Reise (wie sich das für Koffer gehört) hin zum nächsten Ausstellungsort.

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