Die Weisheit von Konfis

Ein Kollege bat um Begleitung bei einem Konfitag mit einer Rallye auf dem Friedhof. Gern komme ich dieser Bitte nach und bin gespannt.
Mit 12 Jugendlichen sitze ich unter einem Regenunterstand mit Holzdach und veranstalte ein Picknick.  Bei Capri-Sonne und Müsli-Riegel beginnen die ersten Gespräche. Alle haben so ihre Erfahrungen zum Thema Beerdigung.   Sie reichen von: „Schade, ich durfte bei Oma’s Beerdigung nicht dabei sein; meine Eltern meinten, das sei nichts für mich“ bis zu einem begeisterten „Wir (Geschwistern, Cousins und Cousinen) durften Omas Sarg bunt anmalen, das war cool! Das hätte ihr gefallen“.
Dann entdecken wir ein Grabfeld mit seinen Grabsteinsymbolen. Ich hatte vorher ein besonders „buntes“ Grabfeld ausgesucht: neben traditionellen, christlichen Symbolen gab es zahlreiche moderne, weltliche: Tiere und Fotos, Blumen und Dankesworte. Auch ein Teddybär (Kindergrab) und Skateboard (Jugendlicher) waren dabei. Die ganze Palette des Lebens. Am Häufigsten: die Rose. Doch die Konfirmanden hatte eine andere Zählung: Alles Christen erzählten sie mir, überall Kreuze! Über Hundert hatte sie gezählt. Nanu?! Bei näherer Betrachtung klärte sich auf: Jedes Kreuz, das das Todesdatum einleitet, hatten sie als eigenständiges Symbol gezählt. Das kannten sie nicht: das * für das Geburtsdatum und das t für das Sterbedatum!
„Ach so“ meinte einer,“ ich dachte hier liegen nur Christen“
Nein, hier liegen alle neben einander; jeder Mensch muss ja sterben, egal ob er glaubt, egal, was er glaubt. Nun wird die Grabsteinbetrachtung spannend: ob man am Grabstein wohl etwas ablesen kann, von dem, was der Verstorbene oder seine Angehörigen glauben bzw. geglaubt haben?
Ein „Herz“, na da ist völlig klar: Jemand glaubt an die Liebe, bei einer „Rose“ wohl auch. Ein großes Kreuz und auch Dürers betende Hände, auch da ist klar: da war einer Christ und hat Kraft und Halt gefunden im Gebet. Aber was ist mit dem Buch? Das Symbol „Buch“ kommt 3mal vor. Ganz schön oft. Hat da einer gern gelesen oder glaubt an die Literatur und Poesie? Ich erzähle von Gottes Buch des Lebens, in dem all unsere Namen aufgeschrieben sind; denn Gott kennt uns beim Namen und nichts geht bei ihm verloren. Das finden die Konfis gut. Eine sagt „ich find auch das anonyme Bestatten doof. Ich will, dass man sich an mich erinnert.“ Besser hätt‘ ich’s auch nicht sagen können.

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